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203: Non-Authoritative Information

wie aus einem guten Ansatz eine schlechte Änderung wird

Vor einiger Zeit wurde ein Erlass der Landesregierung zu grafikfähigen Taschenrechnern beschlossen. Erste Reaktion darauf: warum zur Hölle braucht man in der Schule einen grafikfähigen Taschenrechner? Dieselbe Frage stellte man sich auch in der Piratenfraktion im Landtag NRW und begann, politisch dagegen aktiv zu werden.

Allerdings entwickelte sich die Diskussion leider schnell weg von „braucht keiner“ hin zu „die Dinger sind teuer und außerhalb des Unterrichts nutzlos. Gibt es da keine Alternativen?“. Versteht mich nicht falsch; das ist durchaus eine berechtigte Frage. Allerdings ist das auch wieder ein schönes Beispiel für das Prinzip „kein Antrag verlässt das Parlament, wie er reingekommen ist“, nur im Kleinen. Irgendwo im Denkprozess hat man sich verloren im Finden von Alternativen und im (eigentlich lobenswerten) „da gibt es doch bestimmt auch was in Open Source“. Am Ende der Diskussion steht dann die Änderung, daß die Schüler sich statt der veralteten Technik auch Software für Schlaufon oder Tablett kaufen dürfen sollen.

Zum einen gibt es da das rein praktische Problem, daß diese Regelung zwar marginal besser ist als die ursprüngliche, man sich aber immer noch für viel Geld Hardware anschaffen muss – und die Preise für ein entsprechendes Gerät, das dann die App ausführen kann, liegen vermutlich über dem eines grafikfähigen Taschenrechners.

Zum anderen, und das ist mein Hauptkritikpunkt, schießt die „Lösung“ komplett am eigentlichen Ziel vorbei: die verpflichtende Einführung von Geräten zu verhindern, die zwar viel Geld kosten, für den Schulunterricht aber unnötig sind. Heck, ich brauche so ein Ding ja nicht mal an der Uni für mein Mathestudium. Go figure.

Bevor jetzt jemand mit „aber der Lehrplan“ kommt: ich habe Mitter der 2000er mein Abi gemacht. Damals brauchten wir keinerlei technischen Firlefanz, der über einen einfachen Taschenrechner für 15 € (ok, damaliger Preis) hinausgeht. Sofern sich das in den letzten zehn Jahren wirklich geändert haben sollte, dann habt Ihr da Euer Problem: der Lehrplan ist Mist. Vielleicht hätte man sich dann lieber für die ersatzlose Streichung des Erlasses und eine Änderung des Lehrplans einsetzen sollen?

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